Erzählungen über Zugehörigkeit
In: Migration, Biographie und Geschlechterverhältnisse, S. 20-37
Sprechen über Herkunft bedeutete im postkolonialen Diskurs der 80er und 90er Jahre des letzten Jahrhunderts Sprechen über Identität im Sinne von Identitätspolitik. Vor diesem Hintergrund plädiert die Autorin für die Preisgabe des Konzeptes Identität. Stattdessen sollte der Blick auf die "Positionierung" bzw. "Positionalität" gerichtet werden, die allen "Erzählungen über Zugehörigkeit" eigen ist. Die Autorin beabsichtigt damit, die Formen der Geschlechts-, der ethnischen, der Rassen- und Klassenposition theoretisch konsistenter miteinander zu verbinden. Geschlecht, Ethnos (Ethnizität und Rasse) und Klasse können als sich überschneidende und sich gegenseitig beeinflussende soziale Räume gesehen werden, die soziale Prozesse und soziale Beziehungen hervorbringen, die sich unter bestimmten Umständen zu bestimmten Identitäts-Konfigurationen zusammenfügen. Anhand von Interviews mit jungen griechischen Zypriotinnen in England wird zeigt, dass solche Erzählungen eine Vielzahl von sozialen und persönlichen Zielen erfüllen und in ihrem intersubjektiven Kontext gesehen werden müssen, d.h. unter Beachtung der Frage, für wen und zu welchem Zweck sie erzählt werden. In einem bemerkenswerten Maße stützen sie sich auf Vergleiche und sind deshalb relational. Sie verweigern eine Festlegung auf Identitäten und beschreiben eher das, womit man sich nicht identifizieren kann oder nicht identifiziert werden möchte (positive und negative Bezugsgruppen). (ICA2)